Montag, 8. Oktober 2007
Käsekuchen und Koks
So da bin ich wieder. Ich war übers Wochenende in Köln, liebe und, leider, selten gesehene Freunde besuchen.

Im kokaingeschwängerten Experimentiermut habe ich mit O., dem besten Gastgeber aller Zeiten, einen blasphemistisch-guten Käsekuchen gebacken. Mit Nutellaschicht und Karamellkreisen...
(Mist, ich hätte ein Foto machen sollen! Er war perfekt, unübertrieben.)
Dieser wurde dann sehr gemütlich beim "James And The Giant Peach" und "Tideland" schauen, gegessen. Ich hab die Nacht sehr genossen, es ist ein tolles Gefühl wenn man entdeckt dass man mit geschätzten Menschen Schweigen kann und dies das erste Mal tut.

Der Samstag war dann ein Auf und Ab der Gefühle. Nach dem Aufstehen sind O. und ich relativ früh los, weil ich etwas H brauchte, da mein Polamidon nicht ausgereicht hätte bis Dienstag.

Dort wo ich wohne gibt es keine offene Szene und ich bekam mein H immer von Bekannten, was ich auch sehr angenehm finde, wenn man die Beschaffung noch mit einem Kaffee verbinden und das Gekaufte gleich aufkochen kann. Die Zeit vom Erhalt des Heroins bis zum Druck ist meinem Empfinden nach immer die längste.

Nun gab es in Köln aber niemanden den ich kenne, der H hat. Aber eben diese offene Szene...

Ich war schon ein bißchen entzügig als wir aufbrachen und so war ich sehr, sehr dankbar darum, dass O. mir anbot den Einkauf alleine zu tätigen, während ich auf ihn warte, da er befürchtete dass mein sehr nicht-furchteinflößendes Aussehen die "dunklen Gestalten" zu Unhöflichkeiten hinreißen würde.

Ich setze mich also mit einem Milchkaffee an einen der Außentische von Starbucks, dort sollte ich auf O. warten. Und das tat ich lange. Das Entzugsmonster fraß sich immer weiter fett an den Minuten ohne. Ich begann zu frieren, die vielen vorbeieilenden Menschen verursachten mir Schwindelgefühle und als über zwei Stunden vergangen waren, da dachte ich schon O. wäre etwas passiert und beim Weiterspinnen dieses Gedankens kamen mir schon die Tränen.

Ich mobilisierte C. (das Zauberwesen vom Juni!) und M., zwei weitere Freunde die ich im Laufe des Tages treffen wollte, und sie fanden mich frierend und zitternd auf dem mittlerweile viermal gewechselten Außentisch des Starbucks vor. Und, es ist doch immer so, oder? C. und M. hatten sich nichtmal hingesetzt, da entdeckte ich O.'s Gesicht im Menschenstrom. In diesem Moment war die Erleichterung genauso groß wie die, die ich mir später mit der Spritze in die Venen schoß.

O. erzählte uns von seiner, insgesamt drei Stunden andauernden Odysse durch Kölns Halbwelt, in der er zuerst einen Kippenfilter für 30 Euro erstanden hatte und dann mit einer Horde solidarisierender Junks, quer durch die ganze Stadt lief um doch noch in den Besitz von dem von mir heiß Erwarteten zu kommen.

Das hätte ich NIEMALS von irgendjemandem erwartet und ich bin sehr gerührt davon, dass O. Wort hält, dessen ungeachtet dass er meinen Konsum nicht gutheißt.

Als wir dann bei C. ankamen, die uns ihre neue Wohnung präsentierte, setze ich mir mit vor Entzug zitternden Fingern einen Druck. Es war seltsam, was das für Gefühle in mir auslöste. Freude, Schuld, Erleichterung, Scham. Aber am größten war der Ekel. In beiden Armbeugen sind meine Venen dauerhaft verengt durch frühere Abszesse, als ich den Kolben runterdrückte sah es aus als sei meine Vene eine Schlange und das H das Kaninchen dass sich im Schlangenkörper fortbewegt.

Bald brachen O., M. und ich auf, denn ich wollte noch ein bißchen zu M., und O. wollte Schlaf nachholen und ging deswegen nachhause, wo er auf mich wartete.

Einen Teil des Weges legten M. und ich mit dem Fahrrad zurück, ich saß auf dem Gepäckträger und er sang "Raindrops are falling on my head", und ich überlege immernoch aus welchem Film diese Szene ist. (Weiß es jemand?)

Angekommen begannen M. und ich uns einen wahren Krimi an der Konsole meiner Kindheit, dem NES, zu liefern. Mario World 3, in dem ich klarer Gewinner war, und Streetfighter, in dem, ich muss es leider zugeben, M. knapp siegte. Die Zeit verging rasend schnell und gegen ein in der Nacht machte ich mich auf den Weg zu O., dort erzählten wir beide noch und sahen Sitcoms mit Konservenlachen (bildgewordenes Zuhausegefühl!) bis in die frühen Morgenstunden.

Ich mag dieses Wochenende. Freundschaften zu vertiefen, so dass scheinbar "unaufregendes" einfach nur angenehm und kein Loch in der Tagesplanung ist, ist selten und es fühlt sich gut an.

Den Reue-Disclaimer spar ich mir heute. Das Schöne überwiegt.

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