Freitag, 14. September 2007
Warten auf Godot
Ich stehe auf und warte. Darauf dass ich wieder schlafen kann.

Seit Monaten liegt mir nichts daran Freunde zu treffen oder mit ihnen zu telefonieren. Mein Telefon schweigt seit Ewigkeiten, die Anrufenden haben es aufgegeben: "Du gehst ja nie ran!", werde ich wieder hören.

Ich will sie nicht verlieren, aber auch nicht haben.

Neuen Kontakten gehe ich meist aus dem Weg, denn ich ertrag den Druck nicht der auf mir lastet, seh ich ihre Nummer auf dem Display leuchten. Ich geh ja doch nie ran. Nur noch mehr Vorwürfe in meiner Sammlung des Bedauerns.

Es ist ja alles gut, schön ruhig mein Leben, die Zeit der Turbulenzen und Dramen ist vorerst vorbei. Aber das funktioniert scheinbar nur wenn ich mich verstecke. Um in die Außenwelt zu treten da fehlt mir der Mut. Oder die Drogen.

Manchmal frage ich mich für wen ich das überhaupt mache. Dieses ewige Widerstehen, Zurückhalten, Verzichten, Entsagen...
Bin ich nur glücklich, wenn andere unglücklich sind?

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Sollte mich das irritieren?
erscheint beim Versuch den Papierkorb zu leeren:
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Will sich mein Betriebssystem suizidieren?

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Dienstag, 11. September 2007
Und das alles nur wegen...
Ich war heute morgen bei meiner Substitutionsstelle um mein Polamidon abzuholen. Um 10 vor 10 war ich dort, um 13 Uhr fuhr ich endlich nach Hause.

Das Zeitloch heißt Urinkontrolle. Der körperwarme Beweis eines abstinenten Lebens (oder auch davon dass seit der letzte Drogeneinnahme mehr Tage vergangen sind als die Nachweisbarkeit der Substanz verlangt). Unter Aufsicht.

Es ist nicht so dass ich mich nicht langsam daran gewöhnt hätte vor fremden Leuten akrobatisch in einen Plastibecher urinieren zu müssen. Nur, nunja, man kann sich nicht dran gewöhnen.

Deswegen brauchte es heute wieder 7 Versuche, Unmengen von Leitungswasser (soviel dass ich mit viel gedanklicher Disziplin das Würgen unterdrücken musste, sonst hätte ich vermutlich nochmal so viel trinken müssen, schwer bei dem Ekel den übermäßiger Wasserkonsum erzeugen kann: seit meinem Verlassen der Praxis hab ich keinen Tropfen mehr getrunken. Vielleicht ist unter meinen Vorfahren ja ein Kamel...) und weil das alles nichts half musste ich nochmal ins Cafe um die Ecke. "3 große Milchkaffee, bitte"

Weil ich, bevor ich mich zur Praxis aufmachte, der Meinung war bald wieder zuhause zu sein, hatte ich meine Morgendosis Polamidon noch nicht genommen.

Das äußert sich bei mir immer darin dass ich schwach bin, fremde Menschen mich ängstigen, bekannte mich nerven und ich mich an allem schuldig fühle. Auf dem Weg dorthin drängte ich mich den Schwachen und Alten geradezu auf, da ich das Gefühl nicht loswurde dass irgendwie alle etwas schlechtes von mir denken. Mir Unachtsamkeit, Egoismus, Rücksichtigslosigkeit und so weiter unterstellen. Ich kämpfte um meine Daseinsberechtigung in der Außenwelt. Vollkommener Blödsinn eigentlich.

Diese fehlende Morgendosis schürte in mir das Verlangen den Rolling Stone, den ich im Cafe las, in Stücke reißen zu wollen. Und dann anzünden. Dieser verkopfte Pop-Scheiß-Buchstabensalat. Ja, leicht entzügig findet man viel Schlechtes auf der Welt. Akut entzügig noch mehr.

Naja, wenigstens brachten die Milchkaffees das erwünschte Ergebnis. Und ich konnte nachhause fahren, ungefähr drei Stunden nachdem ich erwartungsvoll mit Plastikbecher und Handschuhen begrüßt wurde.

Und das alles nur wegen ein bißchen... naja, du weißt schon...

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Montag, 10. September 2007
Regentag
Es regnet.

Nichtmal mein 3-jähriger Neffe will mich bei dem Mistwetter begleiten. Nichtmal wenn ich ihm verspreche eine Prinzessinenburg anzusehen.

Auch mit dem Piercer um die Ecke ist so gar nichts anzufangen. Surface-Piercings* oder Microdermals** sticht er nicht. Spielverderber.

Die Post lässt mich auch im Stich. Das GBL*** lässt auf sich warten.

Wahrscheinlich erscheint mir deshalb alles so langweilig, sobald ich in Erwartung eines Rausches bin wird alles andere nebensächlich.

Ich tu mir nicht gut.


*
http://de.wikipedia.org/wiki/Oberfl%C3%A4chenpiercing

**
http://de.wikipedia.org/wiki/Microdermal

***
http://de.wikipedia.org/wiki/GBL

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Verbrennt die Hexe!
Für diesen Traum wäre ich vor einigen Jahrhunderten auf dem Scheiterhaufen gelandet:

Ich hab geträumt ich stände in meinem Flur, es wär stockdunkel und ich hatte aus irgendeinem unerklärlichen Grund Todesangst. Ich versuchte das Licht anzuschalten (Reality Check!), aber der Schalter funktionierte nicht.

Dann spürte ich das jemand von hinten in mich eindrang. Ich wehrte mich nicht, denn ich wusste wer es war.

Gott.

Er war an die 20 Meter groß und ein Nachthimmel in menschlicher Silhouette.


Deutungen?
Hat das Leben mich gefickt?
(Sowieso.)

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Samstag, 8. September 2007
2 Löcher
zieren nun meinen Hals, denn ich musste mein geliebtes Piercing letzt schon zum zweiten Mal herausnehmen. Nur stellt sich der Verheilungsprozess diesmal etwas komplizierter dar, und wenn die Haut zu sehr vernarbt, dann kann ich es nicht nochmal nachstechen lassen und alles was übrig bleibt sind zwei rote Punkte, die obendrein noch zu nah beieinander liegen um als Vampirbiss gelten zu können.

Ein vernünftiger Mensch würde nun die Stelle pflegen und heilen lassen, nicht aber doch das Katzenwesen, das aus reiner Neugier und ich-weiß-nicht-was mit einer heißen Nähnadel in die rosarote Haut sticht, die die zwei Löchlein seit neustem bedeckt und sich fragt was dann passiert. Und dann kann es nicht aufhören, obwohl es weiß dass diese Aktion bar jeder Logik und Weitsicht ist und außerdem passiert ja auch nichts, was nicht zu erwarten gewesen wäre. Es blutet.

Ich bin wirklich kein SVV'ler (*) oder so. Ich habe nur ein denkbar seltsames Verhältnis zu Nadeln. Früher hatte ich eine Spritzenphobie, mittlerweile erfreut mich jeder Vorwand der sich bietet um mir mit einer Nadel in mein Fleisch zu fahren.

Vielleicht kennt ja jemand der das hier liest ein Wundermittel für schnelle, narbenfreie Wundheilung?
Ich möchte mein Piercing so gerne und schnell wiederhaben.

Manchmal versteh ich mich selbst nicht...

Hier ein Foto, meines sehr vermissten Schmucks.
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*: siehe
http://de.wikipedia.org/wiki/Selbstverletzendes_Verhalten

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Samstag, 1. September 2007
Nachts Nick Drake hörend den Abwasch machen
So endet mein Tag heute.

Morgens brachte meine mir zugewiesene psycho-soziale Betreuerin Struktur in meine Umzugspläne und besänftigte mein Angstungeheuer, das angesichts der bevorstehende Bürokratie beim Wechsel meiner Substitutionsstelle ganz wild war. Aber mir wurde auch unangenehm ins Bewusstsein gerufen dass es verdammt viel zu tun gibt.

Eine neue Wohnung finden, zum Beispiel. Die in T. ansässige Drogenberatungsstelle aufsuchen. Mich zum neuen Semester zurückmelden. Zur Studienberatung gehen. Mir darüber klar werden ob ich mit A. zusammenziehen will, weil ich daran glaube, dass wir wieder zueinander finden, oder ob ich es will, weil ich hoffe einen großen Teil der anstehenden Organisationsdinge auf sie abwälzen zu können. Eine Psychologin in T. finden.
Und vor allem: Nie wieder Heroin anrühren.

Seltsam dass das was ich nicht tun muss, soviel anstrengender ist als alles was ich machen muss.

Den restlichen Tag verfolgte mich das Gefühl dass ich still stehen will. Und die Gier.
Hausarbeit und Baby sitten wahren den Anschein meines neuerdings soliden Lebens. Solide meint sterbend langweilig.

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