Samstag, 8. September 2007
Der Versuch eines normalen Lebens
Montag

Bis 16:00 Uhr schlafen, dann mit meinen Neffen auf den Spielplatz gehen.

Dienstag

BZP(*) testen , in der Nacht unglaublich viel reden ohne was zu sagen. Morgens sind meine Lippen feuerrot und meine Augen weit aufgerissen. Die Welt geht unter. Aber ich bin ja wach geblieben um mir das anzusehen. Der Rausch ist den Kater nicht wert. Der mir aber wiederum einen Rückfall. Heroin flickt die Nerven.

Mittwoch

Das Briefchen mit dem "golden brown" (**) ist noch nicht leer. Bedeutet das ich war sparsam, hatte meine Gier im Griff, oder war es die dieselbe die mich antrieb etwas für den nächsten Tag aufzubewahren?
Ich liege den ganzen Tag wachträumend im Bett.

Donnerstag

Unter dickem Make Up verschwinden die Spuren der letzten Tage und mein schlechtes Gewissen. 14:00 Uhr Termin bei der Substitutionsärztin, die mir mein Polamidon für die nächste Woche aushändigt.
Danach treffe ich mich mit einer Freundin zum Cafe und erzähle ihr von meinen Fortschritten. Je mehr ich rede, desto leichter fällt es mir zu glauben was ich sage.

Freitag

Termin bei meiner psychosozialen Betreuerin der Drogenberatungsstelle. Nein, ich komme nicht vorran, und diesen Termin hätte ich eigentlich auch am Mittwoch gehabt. Ich hab es einfach vergessen.
Danach geht es zum Kindergartenfest meines Neffens und dann zu Besuch zu meinen Eltern, die sich freuen dass ich endlich gegen etwas ankämpfe von dem ich glaube dass es längst schon gewonnen hat. Aber ich will ja niemanden enttäuschen.

...
.

und so weiter.


** The Stranglers - Golden Brown




* siehe: http://www.drug-infopool.de/rauschmittel/a2_bcp_benzylpiperazin.html

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vor über zwanzig jahren, da hab ich das einfach sein gelassen, es hat mich angekotzt, das verfickte selbstbetrügen, diese ganze gequirlte scheisse vom ...
ach du weisst schon.
(es war nicht so ganz leicht, aber ich hatte es mir wesentlich schlimmer vorgestellt.)

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ich hoffe ich kann das bald auch von mir sagen.
ich hatte es mir, ehrlich gesagt, einfacher vorgestellt.
aber es sind ja auch erst 4 monate, knapp 5... mit einigen rückfällen trotz substi. vielleicht heilt die zeit ja wirklich alle wunden. ich vertrau darauf. muss ich ja

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substi ist auch voll scheisse, das leben ist keine wolke und die scheisse fliegt einem um die ohren ohne dass mans merkt, ohne kann man sich direkt drauf einstellen und dementsprechend ein dickes fell entwickeln, so als tip.

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nunja, ich weiß nicht. bis auf den suchtdruck war ich noch nie so "normal" wie seitdem ich substituiert werde.
keine psychotischen schübe, keine quälenden, einschränkenden ängste, keine depression.
ohne wäre ich nicht in der lage die scherben aufzusammeln.
wie es danach weitergeht? macht mir angst. aber ich hoffe auf postive konditionierung und darauf dass ich bis dahin etwas aufgeräumt habe.

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Der körperliche Entzug ist sicher schnell vorbei, was auf bleibt, ist psychische Gier. Solange nicht die inneren Probleme gelöst sind, die zu dem schnellen "Ersatzmittel" gieren, besteht weiterhin eine große Rückfallgefahr.

Bei Problemen gibt es zwei Möglichkeiten. Erstere und bessere, ist zu kämpfen, aufrecht zu bleiben. Zweitere ist, sich fallen zu lassen, aufzugeben. Im letzteren Fall könnte man sich auch aufhängen. Fehlt einem der Mut, oder hat man noch einen Funken Hoffnung, killt man sich in Gleichgültigkeit auf Raten. Vielleicht auch in der Hoffnung, "gerettet" zu werden. Doch dies ist in unserer zunehmend anonymen und egozentrischen Gesellschaft wenig realistisch. Wird man sich dessen bewußt, bleibt nur erstere Möglichkeit übrig.

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