Dienstag, 11. September 2007
Und das alles nur wegen...
Ich war heute morgen bei meiner Substitutionsstelle um mein Polamidon abzuholen. Um 10 vor 10 war ich dort, um 13 Uhr fuhr ich endlich nach Hause.

Das Zeitloch heißt Urinkontrolle. Der körperwarme Beweis eines abstinenten Lebens (oder auch davon dass seit der letzte Drogeneinnahme mehr Tage vergangen sind als die Nachweisbarkeit der Substanz verlangt). Unter Aufsicht.

Es ist nicht so dass ich mich nicht langsam daran gewöhnt hätte vor fremden Leuten akrobatisch in einen Plastibecher urinieren zu müssen. Nur, nunja, man kann sich nicht dran gewöhnen.

Deswegen brauchte es heute wieder 7 Versuche, Unmengen von Leitungswasser (soviel dass ich mit viel gedanklicher Disziplin das Würgen unterdrücken musste, sonst hätte ich vermutlich nochmal so viel trinken müssen, schwer bei dem Ekel den übermäßiger Wasserkonsum erzeugen kann: seit meinem Verlassen der Praxis hab ich keinen Tropfen mehr getrunken. Vielleicht ist unter meinen Vorfahren ja ein Kamel...) und weil das alles nichts half musste ich nochmal ins Cafe um die Ecke. "3 große Milchkaffee, bitte"

Weil ich, bevor ich mich zur Praxis aufmachte, der Meinung war bald wieder zuhause zu sein, hatte ich meine Morgendosis Polamidon noch nicht genommen.

Das äußert sich bei mir immer darin dass ich schwach bin, fremde Menschen mich ängstigen, bekannte mich nerven und ich mich an allem schuldig fühle. Auf dem Weg dorthin drängte ich mich den Schwachen und Alten geradezu auf, da ich das Gefühl nicht loswurde dass irgendwie alle etwas schlechtes von mir denken. Mir Unachtsamkeit, Egoismus, Rücksichtigslosigkeit und so weiter unterstellen. Ich kämpfte um meine Daseinsberechtigung in der Außenwelt. Vollkommener Blödsinn eigentlich.

Diese fehlende Morgendosis schürte in mir das Verlangen den Rolling Stone, den ich im Cafe las, in Stücke reißen zu wollen. Und dann anzünden. Dieser verkopfte Pop-Scheiß-Buchstabensalat. Ja, leicht entzügig findet man viel Schlechtes auf der Welt. Akut entzügig noch mehr.

Naja, wenigstens brachten die Milchkaffees das erwünschte Ergebnis. Und ich konnte nachhause fahren, ungefähr drei Stunden nachdem ich erwartungsvoll mit Plastikbecher und Handschuhen begrüßt wurde.

Und das alles nur wegen ein bißchen... naja, du weißt schon...

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