Sonntag, 9. September 2007
Spinnennetz
Seit ungefähr drei Jahren fehlt mir ein Lebenspartner. Ich hatte Freunde zwischendurch, ja. Ich war sogar verlobt. Hatte Affären. So wirklich allein war ich nie, aber nach meiner ersten und für mich einzigen Beziehung, die ich mit 15 einging und mit 19 beendete, war mir niemand jemals wieder nahe oder hätte mich auch nur annähernd so berührt wie mein damaliger Freund, der nun zu meinem besten geworden ist.

Ich empfinde für ihn die größte Zuneigung, aber Liebe? Nicht mehr. Er ist an dem Tag der Trennung in eine tiefe Depression gefallen, die er immernoch behandeln lässt und hängt diesen wunderbaren, wenn auch oft schwierigen Zeiten noch nach. Er verbindet sie mit mir. Deshalb will er mich zurück. Aber ich verbinde sie auch mit mir, diese Zeiten, mit meiner Unbedarftheit, Jugendlichkeit, diese wurde mir am 26.11.2005 genommen und ich weiß dass er ein anderes Mädchen liebt, das von damals.

Ich glaube ich habe mich unbewusst dazu entschlossen nicht mehr zu lieben, denn ich bin dafür zu schwach. Sogar wenn meine Liebe erwidert wird (was ja gemeinhin als glückliches Verliebtsein bekannt ist) hoffe ich jeden Tag dass ich diese gefährlichen Gefühle schnellstmöglich loswerde. Liebt mich jemand beginne ich mich zu hassen. Ungenügend zu fühlen. Zu ängstigen. Davor dass er erkennt wer ich wirklich bin und mir seine Liebe wieder entzieht, den seidenen Faden durchtrennt an dem mein Leben hängt.

Er tat dies nicht, im Gegenteil, er sponn einen warmen, weichen Kokon um mich und rette mir damit so manches Mal mein Leben.

Die Angst vor der Hingabe wich, die vor der (Selbst-)Aufgabe nährte sich. Ich zerfetzte die warme Hülle und spannte selbst ein Netz. Alles was sich dort verlor, saugte ich aus und war ein "Ich liebe dich" gelogen, war es mir das liebste.

Mittlerweile hat das vehemente Flügelschlagen der ins-Netz-Gegangenen den Spinnfaden zerstört und ich sitze auch nicht mehr da und warte, wen ich nach der Paarung wieder verspeisen darf.

Ich hoffe nur dass so ein warmer Kokon wie M. ihn mir zeigte irgendwann aus mir selbst heraus wachsen wird und sich der Seidenfaden der Liebe dann weniger als Strick und mehr als Verbindung zweier Menschen darstellen wird.

... link (3 Kommentare)   ... comment


Darf ich bitten, Satan?
Ich liege auf dem Fußboden, über mir mein Freund, der versucht meine Arme festzuhalten und mich anschreit. Ich weiß nicht warum. Ich weiß nicht warum ich auf dem Boden liege. Ich weiß nicht, warum er schreit.
Ich werde unter die kalte Dusche gestellt, meine Fragen nicht beantwortet. Ich drohe wegzudriften, er droht das Wasser wieder anzulassen.

Wir streiten uns darüber wer von uns beiden den Verstand verloren hat. Er hat Beweise. Fotos auf denen ich zuckend am Boden liege. Aber er hat auch den Wahnsinn in den Augen als er mir vorwirft ihn verhext zu haben.

Ich liege im Bett und höre auf die Geräusche im Nebenzimmer. "In League with Satan" (*) auf Repeat. Er hat ein Messer, also bleibt es dabei. 3 Stunden lang.
Meine Katzen seien meine Späher, ich sei eine Hexe, ich wolle ihn verrückt machen. Sagt er. Will ich? Ich weiß es nicht. Kann das eigentlich alles real sein?

Ich habe Angst und sehe meine einzige Chance das Gleichgewichts des Schreckens aufrecht zu halten darin, dass ich ihm gebe, was er befürchtet. Ich gestehe beim Hexengericht. Er wirft Salz auf mich. Schnippt mir gegen die Fußsohlen, ich zucke nicht. Meine Katze schnuppert an der Klinge seines Messers. Droht mit dem Tod meiner Liebsten.
Mein Herz schlägt.

Er geht.

* Venom - In League with Satan

... link (1 Kommentar)   ... comment


Samstag, 8. September 2007
Der Versuch eines normalen Lebens
Montag

Bis 16:00 Uhr schlafen, dann mit meinen Neffen auf den Spielplatz gehen.

Dienstag

BZP(*) testen , in der Nacht unglaublich viel reden ohne was zu sagen. Morgens sind meine Lippen feuerrot und meine Augen weit aufgerissen. Die Welt geht unter. Aber ich bin ja wach geblieben um mir das anzusehen. Der Rausch ist den Kater nicht wert. Der mir aber wiederum einen Rückfall. Heroin flickt die Nerven.

Mittwoch

Das Briefchen mit dem "golden brown" (**) ist noch nicht leer. Bedeutet das ich war sparsam, hatte meine Gier im Griff, oder war es die dieselbe die mich antrieb etwas für den nächsten Tag aufzubewahren?
Ich liege den ganzen Tag wachträumend im Bett.

Donnerstag

Unter dickem Make Up verschwinden die Spuren der letzten Tage und mein schlechtes Gewissen. 14:00 Uhr Termin bei der Substitutionsärztin, die mir mein Polamidon für die nächste Woche aushändigt.
Danach treffe ich mich mit einer Freundin zum Cafe und erzähle ihr von meinen Fortschritten. Je mehr ich rede, desto leichter fällt es mir zu glauben was ich sage.

Freitag

Termin bei meiner psychosozialen Betreuerin der Drogenberatungsstelle. Nein, ich komme nicht vorran, und diesen Termin hätte ich eigentlich auch am Mittwoch gehabt. Ich hab es einfach vergessen.
Danach geht es zum Kindergartenfest meines Neffens und dann zu Besuch zu meinen Eltern, die sich freuen dass ich endlich gegen etwas ankämpfe von dem ich glaube dass es längst schon gewonnen hat. Aber ich will ja niemanden enttäuschen.

...
.

und so weiter.


** The Stranglers - Golden Brown




* siehe: http://www.drug-infopool.de/rauschmittel/a2_bcp_benzylpiperazin.html

... link (5 Kommentare)   ... comment


360 Grad
Ich habe einen Menschen kennengelernt, der mir glücklicher und weiser scheint als alle die bisher meinen Weg kreuzten.
Und ja, das irritiert mich verdammt nochmal.

Natürlich will man etwas davon ab haben, wenn man so ein perfekt funktionierendes Lebensmodell entdeckt. Aber dann kommt wieder der große Zweifler in mir: "Nein, da muss es eine dunkle Seite geben, wahrscheinlich eine durch ein Trauma ausgelöste Amnesie, Selbstverleugnung, vielleicht fristet er ein Dasein in den Klauen einer brutalen Ganzheitlichkeits-Sekte, die ihn dazu zwingt so glücklich zu wirken.."

Und während ich noch das große NEIN formuliere, tippe ich schon "Herzöffnung" bei Google ein und fühle mich als würde ich meine Grundsätze verraten. Und dann auch wieder nicht, denn vielleicht führt der "Weg zum Licht" ja wirklich über Indien, oder, für die mit wenig Zeit, über 3-tägige Seminare bei Menschen, die sich selbst "glücklich" nennen (wenn das nicht schon ein Wunder ansich ist, was dann?).

Bisher schien mir alles immer ziemlich einfach, und was einfach schien, schien mir wahr:

Ererbte hirnchemische Dispositionen machen mich unglücklich, dem trete ich entgegen in dem ich möglichst massiv in meinem Transmitterhaushalt rumpfusche. Dies wiederum bewirkte weitere hirnchemische Wirrungen, welche mich obendrein auch wahnhaft machten. In diesem Wahn kam mir das Modell der Gedanken, die die Welt formen, einleuchtend vor. Somit wäre man wieder bei der, erwiesenermaßen funktionierenden, Autosuggestion und ich muss eigentlich nur eins lernen: Das richtige Denken.

Nun treffe ich bei dieser Suche nach der richtigen Technik der inneren Welterbauung auf diesen ganzen Hippiekram. Nachdem ich zuvor schon die Quantentheorie, den (modernen!) Satanismus, das allesumfassende Chaos und die weiße Magie bemühte.

Soll ich meine weltlichen Anker wirklich lichten und darauf hoffen in einem Land mit mangelnder Hygiene zu meinem, doch sehr nach hygiene-verlangenden, Ich zu finden? Oder endet auch diese Sinnsuche wieder bei 4mg Risperdal, Erhaltungsdosis? Er-halt-ungs-do-sis.
Was soll es denn eigentlich erhalten? Den weißen Streifen geistiger Gesundheit am Horizont, die kurze Phase in der ich, aus Versehen, gesellschaftsfähig bin?

Vielleicht drängt sich der Gedanke auf, dass ich brav meine Tabletten nehmen und die überlangen Ärmel meines weißen Pullovers zusammenknoten soll, dann werde sich das Glück schon automatisch einstellen. Was könnte schon glücklicher machen als ein gesunder Geist?

Gemeine Fangfrage... Kurz wollte ich antworten, dass ich in offensichtlich "gesunden" Phasen auch nicht glücklich war. Aber das führt wiederum zur Frage: War ich denn eigentlich schonmal gesund?

Ich war glücklich als ich überzeugt war, dass die Welt nur in meinem Kopf existiere, alles bloß Konstrukt meiner Gedanken und somit meinem Willen total unterlegen ist.

Die Überzeugung zaubern zu können und die Schutzengel der einzelnen Elemente und Himmelsrichtungen um Hilfe bitten zu können, hat mich auch ziemlich glücklich gemacht.

(In die letzten 2 Absätze lässt sich leicht ein minimaler Kontrollzwang hereininterpretieren, oder?)

Und die Zeitspanne in der alles plötzlich Sinn machte und möglich war und ich die Autorität der Quantenphysiker auf meiner Seite hatte, die war eigentlich auch ziemlich unbeschwert.

Jetzt allerdings, in denen mir von Ärzten, Mitmenschen und kleinen, weißen Pillen glaubhaft versichert wurde, dass diese Überzeugungen doch eher wahnhafter Natur waren, bin ich ängstlich, verwirrt, rastlos.

Eventuell wirkt es nicht ganz so psychotisch, wenn ich mein Glück im Aussteigertum suche, so wie es heutzutage modern ist bei Kindern der oberen Mittelschicht, die nach ihrem Abitur noch schnell die Weisheit mit Stäbchen fressen wollen. Wahrscheinlich wird man sagen, dass ich mich weiterentwickeln wolle, mich selbst suche.

Als ich Schutzkreise auf offener Strasse schlug, darüber nachdachte ob ich mir aus Solidarität zu Charles Manson ein Hakenkreuz zwischen die Augen ritzen soll, mir aus Geldmangel 5 Euro materialisieren wollte kraft meiner Gedanken oder als ich die Pillen, die in meiner Hirnchemie Chaos anrichten selbst aussuchte und nicht auf Rezept erhielt, da galt ich als verloren.

Dieser Mensch, von dem ich am Anfang erzählte, vielleicht war er ja schon vorher, bevor er die Quelle seines Glückes benennen konnte, glücklich und (lebens-)bejahend. Dies würde bedeuten dass es im Endeffekt doch immer darum geht, auf welche Farbe wir beim prenatalen Serotonin-Roulette setzten. Und schon wieder habe ich im Kreis gedacht und ende wieder dort wo ich begonnen habe:

Ererbte hirnchemische Dispositionen machen mich unglücklich, dem trete ich entgegen in dem ich möglichst massiv in meinem Transmitterhaushalt rumpfusche. Dies wiederum bewirkte weitere hirnchemische Wirrungen, welche mich obendrein auch wahnhaft machten. In diesem Wahn kam mir das Modell der Gedanken, die die Welt formen, einleuchtend vor. Somit wäre man wieder bei der, erwiesenermaßen funktionierenden, Autosuggestion und ich muss eigentlich nur eins lernen: Das richtige Denken.

... link (2 Kommentare)   ... comment


And you can't believe that he's really gone
- When all that's left is a fucking song
(Bright Eyes - Happy Birthday to me)

Ich hätte damals nicht in diese verfickte Straßenbahn steigen sollen, als du mit Tränen in den Augen unter dem lebensfeindlichen, gelben Laternenlicht standest. Ich glaube daran dass der Flügelschlag eines Schmetterlings...und so weiter...
Vielleicht wäre es dann wahr und wir alle würden weiter "schweben". (*)

Doch die Bahn fuhr los, du wurdest immer kleiner wie du da standest an der Haltestelle und stimmlos etwas Liebe verlangtest. Ich habe dich nie wieder gesehen. Du fehlst mir.

Ich kann es immer noch nicht glauben, dass ich dir niemals wieder Musik empfehlen kann und auch du mir keine verborgenen Schätze zeigen mehr zeigen wirst.
Irgendwie bestand unsere Freundschaft aus Worten, sie begann mit den geschriebenen, wurde greifbar mit den gesprochen, nährte sich durch gesungene und endete mit diesen: R. ist tot.

Niemals traf ich jemanden dessen Worte so lebendig waren wie deine, der seinen Blick auf die Welt so treffend und mitreißend formulierte, dass man glaubte man könne durch seine Augen sehen.
Was wir zusammen erlebten war dem Leben so fern, dass ich es bis heute nur mit dir teile. Ich hasse es, dass es niemals mehr in deinen Worten Revue passieren wird, denn meine fehlen.

Unser letztes Gespräch hatte die Two Gallants zum Thema. Dabei hätte ich soviel anderes zu sagen gehabt. "Entschuldigung" und "Warum hast du das getan?" hätte ich sagen sollen. Etwas wichtiges.
Einmal hast du mich singend getröstet:

(*)
Ok don't worry we'll all float on
Even if things get heavy we'll all float on
Alright already we'll all float on
Don't you worry we'll all float on
All float on
(Modest Mouse - Float On)

Leider stimmt das nicht. Jetzt nicht mehr.


... link (3 Kommentare)   ... comment


Wofür es sich zu leben lohnt II
Für diesen Moment lohnt es sich defintiv zu leben und ich fürchte fast, es lohnt sich auch für ihn zu sterben.

Ich öffne ein kleines weißes Briefchen und leere das ihm enthaltende braune Pulver zu 2/3 auf einen Löffel, ich greife mit Daumen und Zeigefinger in eine kleine Dose voll Ascorbinsäure und füge meinem "warm, glowing oil" (*) etwas davon hinzu.

Ich ziehe die Spritze mit Wasser auf bis der Spiegel die 30 Units-Markierung berührt und gebe auch dies auf den Löffel.

Ich erhitze es, die Flamme die das Metall schwärzt und das H auflöst wird bald durch meine Venen fließen und das Mädchen mit den Zündhölzern wärmen.

Durch einen dünnen Streifen eines Zigarettenfilter ziehe ich die Lösung in die Düse der Spritze, halte die Nadel nach oben und scheuche die Luftbläschen weg indem ich mit einem Finger gegen das so teuer gewordene Plastik schnippe.

Mit einem schwarzen Stoffband binde ich meinen Arm ab, ich zittere, Schweiß steht mir auf der Stirn. Noch immer ekel ich mich vor dem Eindringen in meine Venen, auch wenn ich nichts lieber tu.

Ich setze die Nadel flach an, taste nach meiner gequälten Vene. Sicher bin ich nicht, ob an dieser Stelle noch etwas zu holen ist unter der von verheilten Abszessen ergrauten Haut, aber auch jeder fehlgeschlagene Versuch ist das zu Erwartende wert.

Ich habe Glück. In die Düse schießt ein dünner Faden hellrotes Blut, trennt die braune Flüssigkeit, ein Fluß aus Blut im Ödland.

Langsam drücke ich den Kolben herunter. Noch bevor ich die Nadel herausziehen kann erfasst mich eine Welle heißen Glücks, meine Pupillen verengen sich, jeder einzelne Muskel meines Körpers entspannt sich.

Ich wünsche nicht mehr, ich verlange nicht mehr, ich hoffe nicht, ich fürchte mich nicht. Ich bin einfach nur im Jetzt und die Welt ist still.

Beim Schreiben dieses Textes bin ich tausend Tode gestorben. Meine letzte Injektion ist 4 Monate her. In diesen 4 Monaten war ich glücklich. Aber nie so richtig.



*(Der von Björk geklaute Begriff "warm, glowing oil", den ich mit dem Gefühl eines Heroinrauschs assoziere, kommt in ihrem Lied "Heirloom" vor. Die Stimmung des Liedes trifft es auch sehr gut, deswegen hab ich mal das Video zu Heirloom dazu-editiert. nebenbei, das Video dass ich dazu gefunden habe, finde ich wirklich schön!)

... link (2 Kommentare)   ... comment


Samstag, 8. September 2007
Orientierung verloren
Entgegen aller weiteren Lebensplanung verlor sich dieses Wochenende (das erst heute, an einem Donnerstag, endet) im Rausch. Und ich mich in den Armen einer Frau, in ihren Augen, zwischen ihren Beinen. Und zwischendrin am 4ten Tag ohne Schlaf verlor ich noch viel mehr: meinen Sinn für Realität.

Während der vierten, schlaflosen Nacht war ich überzeugt dass dieses Mädchen in meinem Bett nicht existieren könne. Ich wusste, sobald ich das Zimmer verlasse, ist sie weg, ich werde bemerken dass ich 4 Tage lang mit mir selbst geredet habe, einsehen müssen, dass ich wieder krank bin und das mein Traum von einem ganz normalen, selbstständigen Leben an mir selbst scheitern wird.

Am nächsten Morgen wachte ich auf, war nackt, mein Zimmer ein Haufen Dreck, meine Erinnerung lückenhaft und schockierend.
Schreie, Stöhnen, Handgreiflichkeiten, Körpersäfte.
Neben mir ein warmer, friedlich schlafender Körper.

Ich war überrascht, sie war keine Konstruktion meines Wahns. Es gab sie wirklich, greifbar, warm und neben mir.

Mich ergriff die Panik: Was war passiert? Hatte ich ihr etwas angetan? Waren die Standbilder in meinem Kopf Teile der letzten Nacht oder Szenen eines Alptraums?

Ich weckte sie, fragte panisch unter Tränen, was passiert sei, ob ich ihr weh getan hätte, wo meine Erinnerungen sei?

Zu meiner großen Erleichterung verband sie die Person der letzten Nacht nicht zwingend mit mir, war bewusst darüber dass ab dem Zeitpunkt an dem meine Erinnerung aussetzte, auch ihre Gesellschaft eine andere war.
Sie erzählte mir von meinem anderen "Ich". Es tat weh, ich glühte vor Scham, ich zitterte vor Angst.

Und jetzt?
Wohnung aufräumen.

... link (7 Kommentare)   ... comment


Immer wenn ich dieses Lied höre...
will ich weinen, tanzen, schreien.

Es erinnert mich an meine erste WG, daran dass ich mit A. dieses Lied stundenlang auf Repeat hörte und wir währenddessen nur da saßen und mit aller Stimmgewalt mitsangen. Wir machten uns gegenseitig auf Zeilen aufmerksam, die wir besonders beachteswert fanden, oder Änderungen in der Stimmlage des Sängers, bei denen wir eine Gänsehaut bekamen. Wir sind leider schon längst nicht mehr so vertraut, als das wir laut voreinander singen würden.

Vor 2 Jahren hatte ich ganz ernsthaft vor zu heiraten, der den ich als meinen "Zukünftigen" auserwählt hatte, hasste dieses Lied, ich hörte es den ganzen Tag. Als wir vor ein paar Monaten das letzte Mal redeten, sagte er mir dass er dieses Lied jetzt erst zu schätzen gelernt hatte, genau wie die Zeit mit mir, an die ihn es immer erinnert.

Ich muss auch daran denken, dass ich dieses Lied R. vorspielte, und dass er es genauso liebte wie ich. Wir saßen in einer Nacht auf dem Fußboden, waren bewusstseinsmäßig jenseits von Gut und Böse und sangen dieses Lied, wobei wir uns von Zeit zu Zeit verschwörerisch angrinsten, da wir beide begriffen hatten dass der Umstand, dass wir beide so vertraut und schief ein Lied mitsangen und es jedem von uns so viel bedeutete, unser Verhältnis auf eine neue Stufe der Vertrautheit gebracht hat.

Die Nacht schritt voran, die Erinnerung blendet sich aus. Ein paar Standbilder lassen mich rekonstruieren: Wir drei fickten zu diesem Lied. R, mein damaliger Freund und ich. Irgendwann wurde ich von meiner heulenden Mutter geweckt, ich lag in meinem Erbrochenen, die Wohnung war verwüstet. 12 Stunden verbrachte ich unfreiwillig in der Psychiatrie. Ich saß auf dem Gang der geschlossenen Station und starrte auf die große Digitaluhr, dabei spielte mein Kopf dieses Lied.
Ein Jahr später erfuhr ich von R.s Tod.

Okkervil River - For Real
Some nights I thirst for real blood, for real knives, for real cries. And then the flash of steel from real guns in real life really fills my mind. Then I really miss what really did exist when I held your throat so tight. And I miss the bus as it swerved from us and almost came crashing to its side. Sometimes the blood from real cuts feels real nice when it's really mine. And if you want it to be real, come over for a night, we can really, really climb, and those blue bridge lights might really burn most bright while we watch that dark lake rise. And if you really want to see what really matters most to me, we can just take a real short drive. Just a drive into the dark stretch, long stretch of night, will really stretch this shaking mind. And this room, unlit, unheated, and the ceiling striped, and the dark black blinds.... I want to know this time if you're really finally mine. I need to know that you're not lying, and so I want to see you tried. And I don't want to hear you say it shouldn't really be this way, because I like this way just fine. And there's nothing quite like the blinding light when that curtain's cast aside, and no attempt is made to explain away the things that really, really, really are behind.


... link (1 Kommentar)   ... comment


Wofür es sich zu leben lohnt I
Es gibt Momente in denen ich irgendeiner höheren Macht dafür danken möchte dass diese wahnsinnig vielen, kleinen Zufälle zu meiner Geburt geführt haben, wie zum Beispiel, der Urknall, die Zielstrebigkeit der Spermien die, nach Erreichen der Eizelle, zu meinen Vorfahren heranwuchsen und schließlich dafür sorgten dass meine Eltern sich aus diesem Genpool freischwimmen konnten, sich trafen und das mein Vater den Orgasmus, der zu meinem
Herausgeschleudertwerden führte, in meiner
Mutter erlebte.

Einer von diesem Momenten ist zweifellos der, wenn ein fähiger Mann mich mit aller Geduld und Hingabe leckt.

Dabei gibt es allerdings ein Problem dass sich durch eine leicht abgewandeltes Sprichwort leicht beschreiben lässt:

Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt wie die Fähigkeit eine Frau mit seiner Zunge zum Orgasmus zu bringen - jeder denkt er besäße genug davon.

Aber falls man dann mal das Glück hat in den Genuß eines wahren Könners zu kommen...man will nichts anderes mehr, ich würde meine Seele dem Teufel verkaufen nur um regelmäßig in seinen Augen zu versinken, die mich über meinen Venushügel hinweg ansehen.

Mehr Macht wird man niemals über eine Frau erlangen können als die, die er hat wenn ihre Liebe sich mit jedem Zungenschlag vermehrt.

Und das ist der Preis für meine Seele:

Ich liebe es wenn zuerst ganz sanfte, kleine Küsse über meine Muschi huschen, das fühlt sich an wie ein kleines Versprechen, dass aber erst in einiger Zeit eingelöst wird. Aufregung, Ungeduld und Vorfreude.

Dann legt er seine Handflächen ein kleines Stück unter meinen Hüftknochen und zieht mit den Daumen die inneren Schamlippen ganz wenig zur Seite, so dass die Klitoris frei liegt und gut zugänglich ist.

Ganz schwindelig wird mir wenn man diesen empfindlichsten Punkt mit spitzer Zunge umfährt und immer wieder kurz neckend mit der Zungenspitze und ihrer weichen Unterseite streichelt. Ich hebe mein Becken voller Verlangen und mit geschlossenen Lippen und einem hellen, langen "mmhhhh" bekommt meine Verzückung auch akustisch Ausdruck.

Dann schließt er seine Lippen um meinen Kitzler und erzeugt durch fast unspürbares Saugen einen leichten Unterdruck der mich fast zum Wahnsinn treibt. Meine Beine spannen sich so sehr an, dass man jeden Muskel sehen kann, meine Hand findet seine Haare, meine Fingernägel bohren sich in seine Kopfhaut. Ich hauche ein atemloses, flehendes: "Bitte hör nie wieder auf..."

Wie um mich zu ärgern hebt er seinen Kopf um wenige Millimeter, sieht mir direkt in meine weit aufgerissenen Augen. Mein Kitzler liegt zwischen seinen Lippen die ihn mit sanftem Druck massieren, fast unspürbar leicht tippt er mit seiner Zungenspitze im schnellen Rhythmus gegen ihn.

Mein Kopf schlägt auf dem Kissen hin und her und ich werde lauter, lange stimmlose "aaaahhh"'s lassen kurze helle Aufschreie folgen. Ich bin ihm vollkommen erlegen und egal um was er mich jetzt jetzt fragen würde, er bekäme ALLES von mir, wenn er jetzt bloß weitermacht.

Nur noch wenige Sekunden würde ich das Stakkato der Zungenschläge aushalten, er weiß darum und quält mich mit wundervollem Verzicht indem er seine Zunge wieder spitz und heiß um dieses unglaubliche Fleckchen Körper kreisen lässt. Jetzt befinden wir uns in der sakralen Phase dieses Momentes, der das Leben lohnenswert macht. "Oh Gott, bitte mach weiter...", beim letzten Wort lässt meine Stimme nach, die Gier hat sie verschluckt.

Und wieder legt er seine Lippen um meine Klitoris und leckt und saugt, saugt leckend, leckt saugend bis sich mein Oberkörper aufbäumt, während gleichzeitig mein Kopf zurückfällt, meine Beine zusammenschnellen, so dass er seinen Kopf mit Kraft befreien muss, immer noch saugend, immernoch mit der warmen, satinierten Unterseite seiner Zunge streichelnd und sich all das Glück und die Ekstase den Weg durch meinen Mund bahnt in einem unkontrollierten, klirrenden Schrei endet und mich noch weitere schweißdurchnässte Ewigkeiten zuckend mit geschlossenen Augen auf dem Laken zurücklässt.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Kleine Botschaften meines Unterbewusstseins
Dezember 2005 hat sich mein Leben verändert. Ich wurde jemand anderes.

Ich habe genau 3 Erinnerungen an den ganzen Monat, den Rest nahmen mir der Wahn und die Benzos.

Eine davon ist meine Verlobung mit einem zum Ring geformten Verschluss einer Brottüte, eine weitere bleibt geheim, die letzte zeigt mich P. und R., der ein Jahr später verstarb und der wie ein Gespenst über meinem Leben hängt, beim bewusstlos(en) ficken.

Das Ende des Dezembers verbrachte ich auf der geschlossenen Station einer psychiatrischen Klinik, ohne zu wissen warum.

Nichts Neues. Davon schrieb ich ja schon, diese (Nicht-)Erinnerung ist nun mal mein ewiger Begleiter und stellt gerade den Kontext. Also, zum Eigentlichen:

Ein paar Monate später fand ich etwas, dass ich wohl in diesem Loch der der Erinnerungslosigkeit verfasst habe, meine Schrift war fast unkenntlich, ich schrieb im Kreis, ich kann mich nicht daran erinnern diese Worte je gedacht zu haben, geschweige denn aufgeschrieben, aber wenn ich sie lese, dann fühle ich dass es meine sind:

"Tiefschwarz ist auch das Licht - sieh nur lang genug hinein"

Glas halbleer? Ich denke schon.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Counter XXL