Donnerstag, 1. November 2007
Nicht jetzt! Das ist doch mein letzter Tag!
flehte ich im Traum den Scharfschützen an, der auf meinen Vater zielte.
Mit ihm wollte ich die letzten Atemzüge verbringen, nachdem ich zwei schwere Schlaganfälle erlitten hatte.

Um uns herum war Chaos, es blieb kaum Zeit mein albernes Zucken und Einnässen zu beachten.

Und dann zielte der endlose Lauf auf meinen Vater. Und ich zuckte ein letztes Mal.




In letzter Zeit träume ich fast nur von unterschiedlichen Arten zu sterben. Bisher empfand ich in meinen Träumen nie Angst oder Panik, eher Neugier den Tod betreffend. Aber der letzte Traum war grausam. Und ich habe unbegründeterweise Todesangst.

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Mittwoch, 26. September 2007
Ein Schlaf im Katzenmäulchen
Raue Samtzunge, ein guter Platz zum Ruhen. Katzenfutteratem schläfert mich ein. Weißliche Speichelwellen umspülen meine Füßen. Die rosa Höhle vibriert. Mir ist fleischig-warm, das Schnurren der Katze wiegt mich in den Traum.

Da will ich hin. Da will ich bleiben.





Sagt mal, wie stellt ihr euch den Platz vor an dem ihr für immer bleiben möchtet? An den ihr denkt, wenn ihr morgens im Dunkeln in die Kälte müsst oder wenn ihr euch verloren fühlt?

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Montag, 24. September 2007
Boom! There she goes...
Ich explodiere. Vor Leben, vor Wut, vor Gier, vor Liebe.
Ernsthaft, ich schwör es.
Da ist so viel in mir drin, so viel dass es schon lange von Medikamenten ruhig gestellt wurde, um das Schlimmste zu verhindern.
Ich weiß, in mir steckt soviel Unvernunft und Zerstörungsliebe, ich weiß das geht nie gut.
Aber wer sagt denn eigentlich dass schöne Geschichten immer ein Happy End haben?
Ich sollte mich lassen wie ich bin.
Und die anderen, die vorallem.
Die Ankerkette mit den funkenden Schlägen eines Vorschlaghammers zerreißen, das Ufer in Flammen setzen und mit dem Boot den Wasserfall runter.
Der Fall ist den Aufschlag wert.

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Samstag, 8. September 2007
Ich will heiraten!
Irgendjemanden. Ich muss mich nur gut mit ihm betrinken können.
Ich will diese Euphorie erleben, die man allgemein mit der eigenen Hochzeit verbindet, die ich aber kaum für möglich halte, passiert es nicht aus absoluter Unvernunft. Ich will niemandem zu meinem Mann machen, wenn ich mir das vorher gut überlegt haben soll, und dafür in ungefähr 3 Monaten morgens früh aufstehen muss.

Eine Nacht lang will ich jemanden so nah sein, wie möglich. Er soll mein Blut trinken, Fleisch aus meinem Unterarm reißen und ich möchte auch in den Genuß kommen. Es soll wild, konsequent und berauscht sein. "Do something witchy!"
Wir berauschen uns aneinander, haben perversen, animalischen Sex, können kaum mehr laufen, weil die Nacht in allen Belangen ein Exzess ist. Es gibt nichts anderes als diese Nacht, keine Zukunftspläne, kein "Ich liebe dich für immer", keinen Ring, nur schwindelerregenden Überschwang. Wir sind so sehr eins, jeder weitere Tag könnte nur ein Auseinandertriften bedeuten und würde dazu führen dass wir diese absolute Vereinigung bereuen.

Wenn es Morgen wird, werden wir uns trennen. Ich will nichts behalten außer den frischen Wunden, einen schönen Nachnamen und eine Nacht die ewig die großartigste meines Lebens gewesen sein wird, und die Gewissheit dass es meinem Mann, dessen Namen ich Jahre später schon längst vergessen hätte, würde ich ihn nicht teilen, genauso geht.

na, wer will? ;)

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Freitag, 7. September 2007
Eroderich
Sie, eine junge Seele mit uralten Augen, rannte durch die Nacht. Es war warm und roch nach Regen. Der Lauf war bloßer Ausdruck ihrer Manie, nicht etwa ein Hinweis auf eine Verabredung zu der sie verspätet erscheinen würde.

Sie hatte nichts vor, war ziellos. Ihr Gesicht brannte vor Hochgefühl, die Gedanken rasten. Naive, besessene Schwelgerei kämpfte mit dem Drang all die erbauten Luftschlösser einzureißen, bevor sie in ihnen allzu heimisch werden könnte.

Bilder von zwei verschmolzenen, sich wiegenden Körpern, ihrem und seinem, wurden zerrissen von der gefährlich präsenten Vorstellung ihres vom Schmerz verzogenen Gesichts, in dem nichts übrig geblieben war von der, ihr nachgesagten, Schönheit in die er, wie sie inständig hoffte, sich verlieben könnte.

Beim Gedanken an ihn fühlte sie sich als ob eine mächtige Kraft sie nach oben reißen würde; sie genoss die Aussicht, die Schwerelosigkeit und sah sich schon fallen, auf dem Boden zerschmettern.

Er war ein weißes Blatt, sie kannte ihn zwei Tage. Sich dessen wohl bewusst versuchte sie sich in ihrer Ikonisierung seiner Person zu bremsen, sinnte nach ob ihr während ihrer Begegnung irgendetwas aufgefallen war das ihn menschlich machte: Eine ungelenke Bewegung, eine durchschaubare Prahlerei...

Sie verzweifelte daran, er erschien ihr beängstigend makellos, sie dagegen war nicht genug. Nicht redegewandt genug, da seine Anwesenheit sie einschüchterte, nicht ehrlich genug, da sie gefallen wollte, nicht schön genug, das schien ihr offensichtlich, auch wenn er anderes beteuerte.

Sie befürchtete dass er seine Meinung darüber ändern würde, sobald das trübe, farbenverschluckende Licht der Straßenlampe nicht mehr ihr Komplize wäre. Vielleicht hatte der Alkohol seine Wahrnehmung getrübt, immerhin war es ein Weinfest auf dem sich unsere Wege kreuzte, dachte sie während ihre Mundwinkel nervös zuckten. Sie blieb stehen.

Die Strasse war menschenleer, nur hinter einem Fenster konnte sie das Flackern eines Fernsehgerätes ausmachen. Jemand war „zuhause". Diese Beobachtung ließ sie aufeinmal eine Leere empfinden als existiere in ihrem Torso weder Lunge noch Milz, Magen, Leber oder Herz und für einen atemlosen Augenblick fürchtete sie zusammenzufallen, dass ihre Rippen durch den Unterdrucks des Vakuums brechen würden.

Sie drehte sich um und lief zu dem Ort an dem sie hoffte sich zuhause zu fühlen. Sie flehte das Universum und in ihrer kindlichen Verzweiflung sogar Gott, an den sie schon lange nicht mehr glauben konnte, an, dass dort wo ihre Schlüssel ins Schloss passten, diese Verlorenheit dem Gefühl der Aufgehobenheit, die sie hinter dem Fenster aus dem der Fernseher das bläuliche Licht auf die Strasse warf vermutete, weichen möge.

Hastig schlug sie die Wohnungstür zu, stand einige Sekunden lang außer Atem an den Türrahmen gelehnt bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Sie fand den Weg in ihr Bett in absoluter Lichtlosigkeit, stieß sich trotzdem am massiven Kleiderschrank, die Anstrengung des Laufes ließ sie taumeln.

In dröhnender Stille lag sie da, ihre Augen weit aufgerissen obgleich sie in der absoluten Schwärze nichts weiter sehen konnte als kleine weiße Punkte und Striche von denen sie sich schon immer gefragt hatte wie diese entstehen. Ihr Bettlaken roch nach Männerschweiß, nach mechanisch vollzogenem Sex.

Ekel überkam sie, sie verachtete sich für ihr zur Gewohnheit verkommenes Selbstverständnis freundschaftliche Aufmerksamkeit mit dem Spreizen ihrer Beine zu bezahlen. Zum unzähligsten Mal. Der Fußboden schien ihr die gerechte Strafe für ihre widerliche Billigkeit. Dort schlief sie ein, in Embryostellung, mit dem tröstlichen Gedanken dass all der Wahnsinn ein Ende hätte, wenn er sie bloß zu seiner Freundin nehmen würde.

Am nächsten Morgen erwachte sie mit Kopfschmerzen und unendlicher Hilflosigkeit. Die Erkenntnis dass sie in ihm ein Versprechen für ein besseres Leben sah und das obwohl sie sich erst einmal gesehen hatten, beschämte sie. Aber sie war Sklave ihres Wahns, konnte ihre rasenden Gedanken nicht unterbrechen, das Projizieren nicht einstellen, seine Glorifizierung nicht stoppen.

Bald empfand sie Hassgefühle, da allein das Wissen um die Existenz ihres „Ich-Ideals" sie erniedrigte. Die Hoffnung mit ihm verschmelzen zu können, sich zu vervollständigen erschien ihr fernab von jeder Möglichkeit, so dass sie verzweifelt in Tränen ausbrach. Das hässliche Gesicht dass sie fürchtete. Selbst wenn eine Chance bestehe dass ihr augenscheinlich größtes Verlangen gestillt würde, und ihr erschien es reichlich vermessen daran auch nur zu denken, nie würde sie es als befriedigend oder gar beglückend empfinden können, da sie das Schwert des Damokles nicht über sich schweben sehen würde, nein, es hätte sie ab dem Zeitpunkt der Vereinigung schon zweigeteilt.

Zum Frühstück nahm sie Valium und billigen Wein aus dem Tetrapack. Gesellschaftsfähig werden, dachte sie und lachte bitter. Dann wählte sie seine Nummer, wirkte fröhlich und gelöst, scherzte ausgelassen, kokettierte, lud ihn ein. Er kündigte sich für sechzehn Uhr an.

Sie räumte auf, rauchte ununterbrochen, versuchte ihn gedanklich zu demontieren um ihrer Nervosität Herr zu werden.

Wie ein Schlafwandler nahm sie den Blister eines stark wirksamen Schmerzmittels aus dem Spiegelschrank ihres Badezimmers, zerstieß zwei Tabletten im Mörser und füllte den feinen, weißen Staub in ein Zipbag. Sie wartete auf das erlösende Türklingeln, ihre Hände hatten aufgehört zu zittern.

Pünktlich um vier erschien er, Blumen schenkend. Nervös lächelnd und auf den Boden blickend bedankte sie sich, die Blumen legte sie beiläufig auf die Küchenanrichte. Rosen.

Er entschuldigte sich dafür dass er sich nicht gemeldet hatte, erklärte das mit Schüchternheit, sie fühlte Wut, glaubte ihm kein Wort und lächelte.
Nachdem sie Musik angestellt hatte und er ihr einen guten Musik Geschmack bescheinigte, bot sie ihm Speed an. Überrascht willigte er ein es auszuprobieren.

Sie leerte das Zipag auf einem Spiegel und formte aus dem Häufchen weißen Pulvers mit geübter Hand eine akkurate, schlanke Linie. Vielsagend reichte sie ihm einen gerollten Schein.

Während er das Pulver mit einem lauten Einatmen in seiner Nase verschwinden ließ, goss sie ihm Wein ein.
Er trank eifrig, erzählte Belanglosigkeiten, seine offenen Handflächen ihr zugewandt. Sie sprach nicht viel, da sie sich ihrer eigenen Stimme in seiner Gegenwart schämte, lachte hysterisch über seine kleinen Witze, stand bald auf und lief im Zimmer auf und ab, währenddem sie ihr Weinglas ständig nachfüllte.

Bald wurde ihm übel, er übergab sich auf ihr Sofa und brachte nur noch ein verwaschenes „Ich leg mich mal hin. Der Wein..." hervor. Er atmete flach und verlor sein Bewusstein noch bevor sein Kopf das Kissen berührte.

Sie rückte einen Stuhl vor die Couch auf der er lag und betrachtete ihn mit einer Mischung aus Schuldbewusstsein und Befriedigung. Sie erkannte den kleinen Jungen in seinem Gesicht, dachte an seine Mutter. Sein Leben zog an ihr vorbei, ganz gleich dass sie gar nichts von ihm wusste außer seinem Namen, die Bilder wirkten real. Unerträgliches Mitleid drohte sie zu zerreißen, sie verschaffte sich Linderung indem sie die weißen, hervorstehenden Knöchel ihrer zur Faust geballten Hand blutig biss.

„Er oder Ich" wiederholte sie in Gedanken. Immer schneller bis sie fast vergaß was diese Worte bedeuten.
Er oder ich. Er oder ich. Er oder ich. Eroderich. Eroderich. Eroderich, Eroderich.
Er hatte aufgehört zu atmen.

Sie zog seinen schlaffen, schweren Körper von der Couch auf den Boden, legte sich mit angewinkelten Beinen auf ihn und roch so gierig an der Stelle an der sich die Schüsselbeine treffen dass ihr schwindelig wurde.

Dann schrie sie wie ein kleines Kind, ihre Finger in seine Oberarme vergrabend, den Kopf in gleichmäßiger Bewegung schwungvoll von einer Seite zur anderen werfend. Sie wollte ihn küssen, doch sie fühlte dass sie nicht genügte, trotz seiner Leblosigkeit. Vorsichtig streichelte sie sein Gesicht, fuhr mit dem Zeigefinger zärtlich den Schwung seiner Augenbrauen nach, ohrfeigte ihn, schlug sich die Hände vor ihr Gesicht und schluchzte so heftig dass ihr ganzer Körper zuckte.

Dann legte sie ihr Kinn auf seine Schulter sodass sie mit der Nase den kalten Fußoden berührte. So verharrte sie. In ihren Gedanken seit dem Zeitpunkt seines letzten Atemzugs nur noch ein Wort in ständiger Wiederholung, bald ein kaum als Wort zu erkennender Zischlaut: Ich.

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Samstag, 1. September 2007
Genocide Ball
Ich will dahin, obwohl die Erinnerung an meinen letzten Aufenthalt dort muss warnen müsste.
Verdammt, ich weiß Blut wird fließen, mein Kleid wird in Fetzen von mir runterhängen und die meiste Zeit werde ich auf der Toilette zubringen und verzweifelt und schwitzend nach Zugängen zu meinen Venen suchen.
Aber die Musik wird dumpf zu mir durchdringen, so dass ich mir das ausgelassene Treiben in meinem Dämmerschlaf bildlich vorstellen kann.
Während hinter den Kulissen gestorben wird, tanzt man im großen Saal den Eröffnungswalzer.
Morpheus wird eine Schneise in die Tanzenden schlagen und über seine Schulter wird er ein Mädchen tragen, das sein teures Ballkleid längst verkauft hat und das blau angelaufen ist, vor zuviel Spass.
Noch nichtmal ein Raunen geht durch die Menge.
Nur Morphin durch die Blutbahn.

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